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Ausflugstipp: Niaux - Felsmalereien und ein außergewöhnliches Forschungsprojekt

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Grotte de Niaux - Ariège

Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Blog die Höhle von Gargas vorgestellt. 

 

Heute berichte ich von einer weiteren Höhle mit beeindruckenden Felsmalereien: Niaux, in Tarascon-sur-Ariége, von Toulouse aus in etwas mehr als einer Stunde zu erreichen.

 

Die Höhle ist wesentlich weitläufiger als Gargas und die Malereien  stammen aus der Zeit des Magdalénien, sind also um die 13.000 Jahre alt.

 

Der Parc de la Préhistoire, das Besucherzentrum, ist wahrscheinlich vielen bekannt. Hier sind die Malereien der Höhle nachgebildet. Kinder lernen in verschiedenen Ateliers das Leben unserer Vorfahren im Magdalénien hautnah kennen, z. B. beim Feuer machen oder Bogenschießen.

 

Weniger bekannt ist, dass man auch die nahe gelegene Höhle nach Voranmeldung besichtigen kann. Um die Felsmalereien zu erhalten, ist in Niaux nicht nur die Besucherzahl streng begrenzt. Die Höhle ist unbeleuchtet, da Licht automatisch zu Algenwuchs und damit zur Zerstörung der Malereien führen würde. Jeder Besucher bekommt deshalb eine Stirnlampe, der Führer hat eine Taschenlampe.

 

So ausgerüstet geht es 800 Meter weit mitten hinein in den Berg, bis in den Salon noir, wo sich die bekannteste Malerei dieser Höhle - ein schwarzer Wisent - befindet.

 

Dann löschen alle ihre Stirnlampen und aus tiefschwarzer Dunkelheit hebt der Führer mit seiner Taschenlampe die einzelnen Malereien hervor.

 

Obwohl die Menschen damals noch nicht perspektivisch gezeichnet haben, wirken die dargestellten Tiere sehr plastisch und beinahe lebendig. Geschickt haben die Künstler die unebene Oberfläche der Höhlenwände ausgenutzt, um diesen Effekt hervorzurufen.

 

In Niaux lässt sich ein wenig nachempfinden, wie sich die Menschen vor 13.000 Jahren gefühlt haben müssen, als sie hier - nur mit Fackeln ausgerüstet - die Felswände bemalten.

 

Und das außergewöhnliche Forschungsprojekt?

 

In vielen Höhlen hinterließen unsere Vorfahren ihre Fußspuren im Lehm. Deren Entschlüsselung fällt Archäologen aber oft schwer. Zwei Forscher der Universität Köln - Dr. Tilman Lenssen-Erz und Priv.-Doz. Dr. habil. Andreas Pastoors - hatten die ungewöhnliche Idee, professionelle Fährtenleser zu Rate zu ziehen.

 

Und die fanden sie beim Stamm der San in der Kalahariwüste. Im Jahr 2013 untersuchten drei namibische Spurenleser zusammen mit den Kölner Forschern die Fußspuren in vier verschiedenen südfranzösischen Höhlen, darunter auch in Niaux.

 

Das Projekt Tracking in Caves war geboren.

 

Und es lieferte erstaunliche Erkenntnisse: die San sind in der Lage, aus einem 13.000 Jahre alten Fußabdruck im Lehm abzulesen, ob er von einem Mann oder einer Frau stammt, wie alt die Person war, ob sie gegangen oder gelaufen ist und vieles mehr.

 

So gelangen beeindruckende Einblicke in das Leben der Menschen im Magdalénien. 

 

Zum Beispiel waren für europäische Wissenschaftler die Spuren in einer anderen Höhle, Tuc d'Audoubert (leider nicht für Besucher geöffnet), bisher ein rätselhaftes Durcheinander von 300 Fersenabdrücken. Die San dagegen erkannten, dass es sich hier um die Fußspuren eines Mannes und eines Jungen handelt. Zweimal hatten diese aus einer Lehmgrube in der Höhle etwa 90 kg Lehm weggetragen - genau die Menge, die für die Anfertigung zweier Wisentfiguren nötig war, die man ebenfalls in dieser Höhle gefunden hat.

 

ARTE hat über das Forschungsprojekt den Dokumentarfilm "Fußspuren in die Vergangenheit / Des pisteurs sur les traces du passé" gedreht. Als zweiter Teil des Projekts wurde der Film in der Heimat der namibischen Spurenleser gezeigt und dort begeistert aufgenommen.

 

Die Fähigkeit des Fährtenlesens geht heute auch in Namibia langsam verloren. Junge Männer sehen oft keine Notwendigkeit mehr, es zu erlernen, denn die Jagd ist den meisten Stämmen verboten. Der Einsatz der San in Forschungsprojekten europäischer Archäologen trägt so dazu bei, dass diese traditionelle Kunst wieder höher geschätzt wird und so hoffentlich erhalten bleibt.

 

Informationen: